Wie werden autistische Störungen behandelt?
Autistische Störungen sind tiefgreifende, lebenslang vorhandene Entwicklungsstörungen. Aus autistischen Kindern und Jugendlichen werden autistische Erwachsene.
Da die Ursachen der Autismus-Spektrum-Störungen nicht bekannt sind, gibt es auch keine ursächliche Behandlung oder Heilung. Durch die Behandlung wird versucht, die negativen Auswirkungen der autistischen Störung auf die Entwicklung und das Leben der Betroffenen und ihrer Familien zu verringern. Ziel aller therapeutischen Bemühungen ist, den Betroffenen ein möglichst erfülltes, selbstbestimmtes und selbstständiges Leben zu ermöglichen. Sie sollen ihre Fähigkeiten einsetzen und am öffentlichen Leben in all seinen Facetten teilhaben können. Dabei sollen sie die für sie notwendige Unterstützung erhalten.
Je nach Alter des Kindes und Schweregrad der autistischen Störung wird die Behandlung und Förderung sehr unterschiedlich aussehen.
In den ersten Lebensjahren lernen Kinder mit einer fast unvorstellbaren Geschwindigkeit und erwerben sich die Grundlagen der Motorik und der Sprache, der sozialen Interaktion und mit ihrem Verständnis der Welt auch die Basis für späteres schulisches Lernen.
Dieses Lernen findet zum grössten Teil in einem sozialen Netz statt, mit Eltern und anderen erwachsenen Bezugspersonen und zunehmend mit anderen Kindern.
Kinder mit frühkindlichem Autismus sind von diesem Lernen weitgehend ausgeschlossen. Sie beobachten und imitieren nicht. Gemeinsames Handeln und Sprache, um die Welt kennen zu lernen, fehlt ihnen. Sie suchen nicht das Neue, die Veränderung oder Überraschung, sondern beschäftigen sich am liebsten stundenlang mit dem Gleichen. So lernen sie im Vergleich zu anderen Kindern viel langsamer.
Um diese massive Beinträchtigung zu beeinflussen und einen grossen Entwicklungsrückstand zu verhindern, muss die Behandlung so früh und so intensiv wie möglich einsetzen. Weltweit werden am häufigsten verhaltenstherapeutische Ansätze für diese intensive Frühförderung verwendet. Auch das Zürcher Modell FIVTI ( Frühe intensive verhaltenstherapeutische Intervention) arbeitet auf dieser Grundlage.
Ein Kind mit Asperger Syndrom verfügt über gute kognitive und sprachliche Fähigkeiten. Die autistischen Symptome verhindern aber, dass er diese Kompetenzen im Alltag einsetzen kann. In Schule und Ausbildung findet Lernen in der Gruppe statt, Aufgaben müssen gemeinsam bewältigt werden. Ohne soziale Fähigkeiten wird das Kind zum Einzelgänger und bleibt von vielen Erlebnissen und Erfahrungen ausgeschlossen.
In der Therapie soll das Kind lernen, die Gefühle und Gedanken seiner Mitmenschen besser zu verstehen und eigene Emotionen und Ideen verständlich auszudrücken. Es soll die Regeln des Zusammenlebens kennen und lernen, mit unvermeidlichen Spannungen und Konflikten umzugehen.
Solche Fähigkeiten können in einer Einzeltherapie, besser noch in einer Gruppentherapie erarbeitet werden. Das Zürcher Gruppentraining KOMPASS (Kompetenztraining für Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störung) wendet sich an Jugendliche, die motiviert sind, ihre Schwächen anzugehen und ihre sozialen und kommunikativen Fähigkeiten zu verbessern.