Diagnose

Wie wird die Diagnose einer autistischen Störung gestellt?

Autismus Diagnosen sind klinische Diagnosen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Test, keine Laboruntersuchung, kein EEG oder auch kein bildgebendes Verfahren wie CT oder MRI, die für ein einzelnes Kind eine Diagnose liefern können.

Im Zentrum der Diagnose stehen kommunikative und soziale Fähigkeiten, die autistische Kinder nicht oder nur sehr verspätet erreichen und Autismus – typische Eigenheiten wie eingeschränkte Interessen, repetitives Verhalten oder sensorische Überempfindlichkeiten.

Eine klinische Diagnose beruht auf den Informationen, die der Untersucher von Eltern und wichtigen Bezugspersonen über die bisherige Entwicklung des Kindes und sein aktuelles Verhalten erhält. Er sammelt sie in freien Gesprächen oder in strukturierten Interviews wie dem ADI-R (Autismus Diagnose Interview). Zur Informationssammlung kommen auch Fragebogen zum Einsatz.

Der zweite Teil der klinischen Diagnose umfasst die direkte Beobachtung des Kindes im Untersuchungszimmer, häufig aber auch in Gruppensituationen wie Spielgruppe, Kindergarten, Krippe oder Schule. Auch hier gibt es neben freien Spielsituationen strukturierte Spiel- und Interaktionsbeobachtungen wie den ADOS (Autism Diagnostic Observation Schedule).

Die genannten Verfahren sind aktuell der internationale Standard in der Autismus Diagnose. Sie garantieren eine gewisse Objektivierung der Diagnose, erleichtern den Austausch unter Fachpersonen und erleichtern die Beurteilung der Entwicklung eines Kindes. Nach wie vor spielt die Erfahrung der Untersucher aber eine grosse Rolle. Es bleibt auch ein subjektives Element in der Beurteilung, so dass gewisse „Grenzkinder“ von Fachpersonen unterschiedlich beurteilt werden können. Das Konzept der Spektrumsstörung beinhaltet nicht nur fliessende Übergänge zwischen den Unterdiagnosen sondern vor allem auch zwischen Kindern mit gewissen autistischen Zügen und Kindern, bei denen eine autistische Störung diagnostiziert wird.

Es wird intensiv nach sogenannten „Biomarkern“ geforscht, um die Zuverlässigkeit der Diagnose zu erhöhen. Im Zentrum stehen Neurotransmittoren wie Serotonin oder das Hormon Oxytocin. Da sich gezeigt hat, dass das Blickverhalten autistischer Kinder in vielen Fällen abweichend ist,  könnten sogenannte „eye tracking“ Verfahren hilfreich sein, bei denen auf einfache Weise registriert wird, wohin ein Kind schaut.